Hülfensberg

Geschichte

Schon von weiten lassen Form und Lage des Berges erkennen, dass hier eine alte Kultstätte des Eichsfeldes und Werragebietes gewesen sein muss. Hier auf dem 447 m hohen Bergkegel feierten einst unsere Vorfahren ihre altheidnischen Götterfeste. Dazu war er durch seine Lage inmitten waldbekrönter Höhenzüge mit herrlicher Aussicht nach allen Seiten hin wie kein anderer Berg in der ganzen Umgebung besonders geeignet. Hier bat auch nach alter Überlieferung des Eichsfeldes eine Donareiche gestanden, die der heilige Bonifatius fällte, um den Kult des Donargottes auf dem Berge zu beseitigen. Dass der Hülfensberg eine alte Kultstätte ist, bestätigen auch die auf dem Hülfensberge gefundenen frühhistorischen Scherben aus der Zeit um Christi Geburt.

Die alterwürdige Wallfahrtsstätte

„Wohl tobet um die Mauern
der Sturm in wilder Wut;
das Haus wird's überdauern,
auf festem Grund es ruht."

Diese Strophe des bekannten Kirchenliedes kann man mit Recht auf die Wallfahrtskirche des Hülfensberges anwenden. Bereits aus einem Schreiben des Erzbischofs Gerlach von Mainz vom 19. Juli 1357 geht hervor, dass die Hülfensbergkirche die Pfarrkirche der Hülfensbergdörfer war, ja sogar Patronatsrechte über die Kirchen von Ershausen und Wiesenfeld besaß. An diesen wurde um 1360 die Wallfahrtskirche angebaut. Die Hülfensbergkirche hatte ursprünglich eine Art Scheunendach. Weil dieses mit der Zeit morsch und baufällig geworden war, musste es 1890 restauriert werden. Damit das Kirchendach nicht wiederum allzu sehr den oft wild über den Hülfensberg dahinbrausenden Herbst- und Winterstürmen ausgesetzt war, wurde das Dach niedriger gebaut und ihm die heutige Form gegeben. Gleichfalls wurde die an die Wallfahrtskirche angehaute Bonifatiuskapelle abgebrochen und an deren Stelle die Apsis mit dem Altar- und Chorraum gebaut. Das dreischiffige, einer Krypta nicht unähnliche Gotteshaus, ist im frühgotischen Stil erbaut. Es hat von der Türsäule bis zur Chorstufe eine Ausdehnung von 22,24 Metern, während die durchschnittliche Breite 17,12 Meter, die Höhe im Seheitelpunkt des Hauptgewölbes aber nur 5,92 Meter beträgt. Im Innern der Kirche fällt besonders auf, dass der Boden des Gotteshauses sieh zum Altare hin merklich senkt, auf der kurzen Strecke vom Hauptportal bis zur Kommunionbank 64 Zentimeter.

Wallfahrtskreuz

Das Wallfahrtskreuz ist uralt, es stammt etwa aus der Zeit des 11. Jahrhunderts. Nach alter Überlieferung soll es ein aus dem Heiligen Lande heimkehrender Kreuzritter Henning von Bartloff mitgebracht haben. Jedenfalls war es bereits vor der Erbauung der jetzigen Wallfahrtskirche auf dem Berge und wurde hier als eines der berühmtesten Kreuze des Mittelalters von Nord und Mitteldeutschland eifrig verehrt. Ein Protokoll vom Jahre 1429 berichtet, dass die Seeländer, die Bewohner der Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen zahlreich zum Hülfensberg Wallfahrteten. Andere Urkunden bezeugen, dass auch aus Lüneburg, Braunschweig, Hildesheim und Bamberg Prozessionen auf dein Hülfensberg sich einfanden. Das Gnadenbild ist ein mittelalterliches Triumphkreuz, wohl das interessanteste Bildwerk des Eichsfeldes. Es stellt Christus nicht als Leidensheiland, sondern als siegreichen König mit der goldenen Krone, als Überwinder von Tod und Hölle dar. Um den Schlussstein reihen sich – durch Wappen und Symbole dargestellt – die Orte: Wanfried, Frieda, Schwebda und Aue. Auf dem Spruchband stehen die Worte des hl. Bonifatius auf der Südspitze des Hülfensberges beim Blick ins Werratal gesprochen haben soll: „Wann wird Friede schweben über diese AUE!“

Diesen Worten des hl. Bonifatius verdanken nach der Sage die oben genannten Orte ihre Namen. Das Dorf Frieda ist dargestellt durch den Frauensteg! Auch daran knüpft sich eine Bonifatiussage, die berichtet: St. Bonifatius befand sich auf dem Wege zum Hülfensberge, um die Donareiche zu fällen. Die heidnischen Priester überredeten die Männer von Frieda ihm den Übergang über die Frieda zu verwehren. Doch die Frauen Friedas waren anderer Gesinnung, sie führten St Bonifatius darum zu einem von ihnen im geheimen angelegten Steg von drei gefällten Bäumen, auf dem St. Bonifatius über die Frieda zum Hülfensberg gelangte. Noch heute erinnern der Frauensteg und der Bon Bonifatiusweg in Friedas Gemarkung an jene Begebenheit.

Franziskanerkloster

Die älteste Urkunde mit Nachrichten über den Hülfensberg ist datiert vom 30. Mai 1352. Zu dieser Zeit gehörte der Hülfensberg zum Martinsstift in Heiligenstadt. Am 16. April 1860 kamen zum ersten mal die Söhne des hl. Franziskus auf den Hülfensberg. Das Kloster stammt nicht aus ein und derselben Zeit. Der östliche Teil, das so genannte Nonnenhaus, wird bereits 1429 urkundlich erwähnt. In ihm nahm alljährlich für die Dauer der Hülfenstage die damalige Eigentümerin des Hülfensberges, die Äbtissin von Anrode, mit einigen Schwestern Wohnung. Auch das einstöckige Gebäude links der Pforte fanden die Franziskaner bereits vor. Es war schon 1847 erbaut worden. 1890 stellten die Söhne des heiligen Franziskus den Verbindungsbau zwischen dem Nonnenhaus und dem schon bestehenden anderen Teil des Klosters her. An der Nordseite des Klosters liegt der Klostergarten. Die Umgebungsmauer ist ohne Mörtel aus losen Kalksteinen aufgebaut, die an Ort und Stelle gebrochen wurden.

Konrad-Martin-Kreuz

Dies weithin sichtbare Kreuz ist 1933 von den Eichsfeldern der Fremde und Heimat errichtet zur Erinnerung an den großen Sohn des Eichsfeldes, den Bekennerbischof von Paderborn, Dr. Konrad Martin. Bischof Dr. Konrad Martin wurde am 18. Mai 1812 in Geismar am Fuße des Hülfensberges geboren, am 17. August 1856 zum Bischof geweiht und starb während des Kulturkampfes am 16. Juli 1879 in der Verbannung zu St. Guibert in Belgien. Das Kreuz von 18,60 m Höhe hat an der Nordseite eine kreuzförmige Öffnung mit 64 Glühbirnen von je 60 Watt. An den Vorabenden der Fest- und Wallfahrtstage strahlt es sein Licht weit ins Eichsfelder Land und ruft zur Wallfahrt auf dem Hülfensberg. Die Kreuz voll Stahl und Licht soll, wie der verstorbene Bischof Dr. Nikolaus Bares 1933 bei der Einweihung hervorhob, der Bevölkerung des Eichsfeldes stetige die stetige Mahnung zurufen: “Sei ein Geschlecht wie Stahl und Eisen, fest wie der Amboss, der keinem Schlage weicht, und leuchtend wie ein Lichtträger in dunkler Zeit!

Der Hülfensborn - Sage

Wenn von Geismar aus den Hülfensberg besteigt. so trifft man zwischen der achten und neunten Station des Kreuzweges auf ein Bergwässerlein, das daselbst dem Muschelkalkboden entspringt. Es ist der Hülfensborn, dessen Wasser man eine heilkräftige Wirkung zuschreibt. Das Quellchen führte ursprünglich den Namen Jesubrünnlein. Über die Entstehung desselben weiß die Sage zu berichten. Sie erzählt also: Einst hütete am Abhange des Berges der Sohn des Schäfers seine Herde, Es war ein heißer Julitag. Schon wochenlang war kein tropfen Regen gefallen. Gras und Blumen waren verdorrt. Als der Nachmittag herankam, wurde der jugendliche Hirt von einem peinlichen Durst gequält. Gar zu gerne wäre er hinunter ins Dorf geeilt. um seien Durst zu stillen. Allein sein Vater hatte ihm immer wieder eingeschärft, seine Herde sorgsam zu hüten und unter keinen Umständen zu verlassen. Seien Zunge lechzte förmlich nach einen Tropfen Wasser. Jedoch das väterliche Gebot ging ihm über alles. Der Knabe  war frommen Sinnes. Von früher Jugend an hatte er eine große Verehrung zum lieben Jesuskinde, und er sang manches Loblied zu dessen Preis. In seiner Not wandte er sich an seinen Patron und bat das göttliche Kind um Hilfe. Und siehe, auf einmal rieselte aus dem steinigen Boden ein klares Wässerlein hervor, und der Knabe konnte sich so recht nach Herzenslust satt trinken. Aus Dankbarkeit nannte er das Quellchen Jesubrünnlein. Die umliegenden Bewohner hörten von dem Vorkomniss und holten von den Wasser für Mensch und Vieh. Und da sie durch dasselbe eine heilkräftige Wirkung verspürten, so gaben sie dem Jesubrünnlein den Namen Hülfensborn.

Quelle: - Fr. Dietmar Westemeyer, OFM Provinzial,  1951 Verlag: Cordier, Heiligenstadt

- K. Wüstefeld, Obereichsfeldischer Sagenschatz, 1924 2. Aufl. Verlag: Cordier, Heiligenstadt Fotos: Winfried Stöber