Mühlhausen - Die Stadt der Tore und Kirchen
Im Mittelalter galt Mühlhausen nach Erfurt als bedeutendste Stadt Thüringens. Schon von den Höhen des Hainichs erblickt man den Turm der Marienkirche, dem sich die Türme der anderen Kirchen und der Stadtmauer beim Näherkommen hinzugesellen. Die architektonische Vielfalt der gesamten Stadtanlage zeugt von der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung Mühlhausens. Durchschreitet man dann die nahezu vollständig erhaltene und begehbare Stadtmauer, vermitteln Rathaus, Kirchen, Bürgerhäuser, Gassen und Märkte den Eindruck einer noch immer historisch geprägten ehemaligen Reichsstadt. In ihrer Pfalz weilten Kaiser und Könige; hier wirkte unter anderem auch Johann Sebastian Bach. Im Deutschen Bauernkrieg war Mühlhausen Sammelpunkt der Aufständischen um den Reformator Thomas Müntzer. Er predigte in der fünfschiffigen Marienkirche, die nach dem Erfurter Dom die zweitgrößte Hallenkirche Thüringens ist und heute als Müntzergedenkstätte dient. Heute präsentiert sich Mühlhausen als Ergebnis einer erfolgreichen Stadtsanierung. Das Naherholungsgebiet "Schwanenteich" am Rande der Stadt ist der ideale Ausgangspunkt für viele Freizeitaktivitäten. Es gibt dort einen Campingplatz, zahlreiche Wanderwege, ein Freibad und einen Bootsverleih. Ebenso lohnt sich ein Besuch der Thüringentherme mit ihrer reizvollen Saunalandschaft in der Innenstadt.
Mühlhausen - Thomas-Müntzer-Stadt
Am 21. Februar 1991 wurde der Zusatz „Thomas-Müntzer-Stadt“, den Mühlhausen seit 1975 getragen hatte, auf Beschluss des Stadtrates gestrichen. Die offizielle Bezeichnung lautet seitdem „Mühlhausen/Thüringen“, so ist es im Internetauftritt der Kreisstadt nachzulesen. Schon 1991 war dieser Beschluss nicht unumstritten gewesen und bis heute gibt es nicht wenige, die den Namen wieder einführen möchten. Die Tatsache, dass Müntzer von der SED-Ideologie missbraucht wurde und ein weitgehend falsches Müntzer-Bild geschaffen wurde, dürfte als Begründung für die Streichung nicht ausgereicht haben, sondern wäre wohl eher ein Grund für die Beibehaltung. Tatsache ist: Müntzer war eine der umstrittensten Persönlichkeiten seiner Zeit. Vor allem war er ein umtriebiger Seelsorger und eigenwilliger Theologe. Seine Predigten zogen die Menschen an, aber er wurde auch mehrfach vertrieben. Erst zum Ende des vorigen Jahrhunderts führte die Forschung zu einer Versachlichung. Um 1490 in Stollberg geboren, hatte er in Leipzig und Frankfurt studiert. Nach der Priesterweihe in der Diözese Halberstadt im Jahre 1514 stand er in mehreren Orten im Kirchen- und Schuldienst, ab 1520 in Zwickau. Dort wegen Anstiftung zum Aufruhr entlassen, wollte er von Prag aus eine Reformation der Christenheit anstoßen, fand aber kein Echo. 1523 wurde er Prediger in Allstedt und praktizierte dort seine Vorstellungen vom Gottesdienst. Er verließ Allstedt im August 1924 und hielt sich bis Oktober in Mühlhausen auf. Hier ausgewiesen, reiste er nach Nürnberg und in den südlichen Schwarzwald, wo der Bauernkrieg begonnen hatte. Im Februar 1525 nach Mühlhausen zurückgekehrt, sah er in den aufständischen Bauern die Werkzeuge Gottes, die die Welt verändern sollten. Mit einem Mühlhäuser Aufgebot zog Müntzer nach Frankenhausen, wo die Aufständischen von den Fürstenheeren geschlagen wurden. Müntzer wurde gefangen und am 27. Mai bei Mühlhausen hingerichtet.
Zahlreiche Gedenkstätten erinnern an das kurze aber heftige Wirken Müntzers in Mühlhausen. Einige davon gehören sogar zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Müntzer-Denkmal am Inneren Frauentor wird wohl am häufigsten fotografiert. Will Lammert hat es 1957 geschaffen. Schwerpunkte des Müntzer-Gedenkens sind jedoch die Thomas-Müntzer-Gedenkstätte St. Marien und das Bauernkriegsmuseum in der Kornmarktkirche. Am Eckhaus Bahnhofstraße 27/Thomas-Müntzer-Straße befindet sich eine Relief-Statue Müntzers von Friedrich Otto Moll (1930) und im Rathaus eine Büste Müntzers, die 1949 von Hans Breker geschaffen wurde. Der Müntzer-Gedenkstein im Thomas-Müntzer-Park am Rieseninger Berg entstand 1901 und wurde 1953 und 1975 erneuert. Er war ein Geschenk des Hofsteinmetzmeisters Carl Schilling aus Berlin an den Verschönerungsverein. Die ursprüngliche Inschrift lautete: „Zur Erinnerung an den Bauernkrieg und das Unglücksjahr 1525 – errichtet vom Verschönerungsverein zu Mühlhausen bei Errichtung des Stadtparks.“ Der Gedenkstein und leider auch der Stadtpark sind heute weitgehend dem Verfall preisgegeben.